Radebeul an der Weinstraße

Von Winzern, Villen und Indianern

Vor einem Besuch in Radebeul denkt der geneigte Gast zuerst an Karl-May und Kulturlandschaften mit Wein und Winzerhäuschen. Zweifellos ist die Stadtgeschichte eng mit dem Schriftsteller Karl-May und dem Weinbau verwoben. Dass Radebeul aber noch viel mehr zu bieten hat, wird schnell klar. Hier floriert ein buntes Kultur- und Geschäftsleben, ehrwürdige Villen erinnern an frühere Zeiten, die Lößnitzgrundbahn begeistert nicht nur Eisenbahnfreunde und in der Volkssternwarte sind selbst die Sterne ganz nah. Nicht zuletzt bereitete hier Eduard Bilz den Weg für die Naturheilkunde und Gesundheitspflege.

Die Besiedlungsnachweise gehen jedoch sehr viel weiter in die Geschichte zurück. Ziemlich genau bis in die Jungsteinzeit, aus der in der Lößnitz die ersten Siedlungsspuren entdeckt wurden. Sehr viel später (um 600 n.Ch.) besiedelten die Sorben das fruchtbare Gebiet.

Nach und nach entstanden die Dörfer Naundorf, Kötzschenbroda, Lindenau, Serkowitz, Wahnsdorf, Zitzschewig und Fürstenhain. In Ober- und Niederlößnitz – der Name Lößnitz tauchte 1286 erstmals in den Schriften auf – wurde Weinau betrieben. Das kleine Elbdörfchen Radebeul wird 1349 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Die Bewohner verdingten sich mit Ackerbau und Weinanbau, später ließen sich Häusler, Handwerker und Händler nieder.

Villen, Gärten und Weinberge

Schließlich kamen zahlreiche Adels- und wohlhabende Bürgerfamilien und errichteten sich in der reizvollen Landschaft ihre Landsitze mit prächtigen Villen, Gärten und Weinbergen, die noch heute zu bewundern sind. Unter anderem nannten die Wettiner Weinbergsfluren ihr Eigen. Das Lust- und Berghaus der Hoflößnitz wurde bis 1650 für Johann Georg I. errichtet. Oft war er während der Weinlese zugegen. Nach und nach wurden aus den Sommerresidenzen ständige Wohnsitze. Mit Errichtung des naturheilkundlichen Sanatoriums durch Eduard Bilz im Jahr 1892, wurde das Gebiet auch ein Ort der Erholung und Gesundheit.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte, wenngleich zunächst zögerlich, auch hier die Industrialisierung ein. Dabei wurde von Anfang an auf die Trennung von Wohnen und Industrie geachtet. Während die prächtigen Villen rund um die Ober- und Niederlößnitz zu finden waren, wurden die großen Unternehmen jenseits der Eisenbahnschienen errichtet. Bis heute sind u. a. Firmen der Branchen Maschinenbau, Pharmazie, Genussmittel- und Nahrungsindustrie ansässig.

Die einzelnen Orte vergrößerten sich, wuchsen immer weiter aufeinander zu, die Bevölkerungszahl stieg. Schließlich, sicherlich auch um eine Eingemeindung nach Dresden zu umgehen, schlossen sich die beiden Gemeinden Radebeul und Kötzschenbroda 1935 zusammen, nachdem diese sich bereits mit den anderen angrenzenden Lößnitzorten verbunden hatten. Heute ist Radebeul Große Kreisstadt mit 33.000 Einwohnern.

Karl May in Radebeul

Ein weiterer berühmter Bewohner ließ sich bereits 1888 in der Lößnitz nieder. Nach zahlreichen Umzügen innerhalb des Gebietes kaufte er schließlich 1895 die Villa Shatterland und blieb hier bis zu seinem Tode. Bis heute werden der berühmte Schriftsteller und seine legendären Romanhelden während der jährlichen Karl-May-Festtage im Mai gefeiert – ist an drei Tagen der Wilde Westen los.

Der Weinanbau

… prägt seit Jahrhunderten das Landschaftsbild Radebeuls. So soll bereits der Meißner Bischof Benno um 1100 die ersten Reben bewirtschaftet haben. Tatsächlich belegt ist der Weinanbau seit 1161. Von jeher wird Wein in der Ober- und Niederlößnitz angebaut. Zahlreiche Wanderwege durchziehen das Gebiet, vorbei an zauberhaften Winzerhäuschen, Weingütern und Besenwirtschaften. Nachdem durch die Einschleppung neuer Krankheiten und schließlich dem Reblausbefall, der 1888 erstmals in der Lößnitz festgestellt wurde, der Weinanbau fast gänzlich zum Erliegen kam, begann man erst Jahrzehnte später mit der großflächigen Wiederaufrebung.

Heute werden auf circa 450 ha. mehr als 40 Rebsorten angebaut. Eine sehr große Vielfalt und darunter einige Raritäten. Goldriesling z. B. wird deutschlandweit noch in Sachsen angebaut. Seit 1999 ist die Landschaft der Lößnitz als „Historische Weinberglandschaft Radebeul“ denkmalgeschützt.

Das Spitzhaus

… gilt als eines der Wahrzeichen der Lößnitz. Seit 1622 steht es hoch oben auf dem Weinberg. General von Flemming, einer der Eigentümer, schenkte es 1707 der Gräfin Anna Constantia von Cosel, die es ihrerseits drei Jahre später an August den Starken verkaufte. So blieb es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz der Wettiner.

„August der Starke hatte durch Erwerb des Wolfframsdorfschen Weinberges und weiterer An- und Verkaufsaktivitäten eine zusammenhängende Abrundung seines Besitzes in der Hoflößnitz erreicht. … Eine Voraussetzung für Augusts weitgreifende Vorstellungen zur … barocken Festplatzgestaltung. „ (Quelle: historischer Wanderleitfaden – Heft 4)

Heute befindet sich hier ein Restaurant mit herrlichem Panoramabick.

Die Spitzhaustreppe

… mit ihren 397 Stufen geht auf die Idee August des Starken zurück, das Spitzhaus und die Hoflößnitz zu verbinden. Jedoch erfolgte die Umsetzung erst nach seinem Tode. 1991 wurde die Treppe restauriert.

Der 18 m hohe  Bismarckturm

… wurde 1907 allein durch Spenden errichtet. Auch Karl May spendete für den Bau. Den Entwurf lieferte Wilhelm  Kreis, der Architekt der neuen Augustusbrücke und des Hygiene-Museums in Dresden.